Dosenstrom - Ein Briefwechsel
Anfang März 2001 erreichte uns ein Schreiben von Prof. Alois Kattenhöfer, dem Leiter des
Alois-Kattenhöfer-Instituts.
Der sich daran anschließende Briefwechsel scheint uns so symptomatisch für die Situation zu sein, in der sich deutsche Firmen und Forschungseinrichtungen hinsichtlich der Dosenstromversorgung befinden, daß wir ihn in voller Länge wiedergeben:
Sehr geehrter Dr. Sauberzweig,
ich wende mich heute mit einer Bitte an Sie. Wie Sie vielleicht
wissen, bin ich der Leiter des Alois-Kattenhöfer-Instituts für
Augenheilkunde und keusche Farbgestaltung. In meinem Institut betreibe ich
alle Heimrechner bisher mit keuschem Dosenstrom.
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Dies war bisher möglich, weil ich im Nachlaß meiner Großtante ein volles
Lager mit Stromdosen aus den 50er Jahren vorfand.
Nun geht dieser Vorrat allerdings in Kürze zur Neige und ich stehe
vor dem Problem, wie ich die Dosenstromversorgung weiter aufrecht erhalten
kann, um den Betrieb meines Instituts ungestört fortsetzen zu können.
Da Sie mir als jemand mit sehr guten Kontakten zur Elektrizitätswirtschaft
benannt wurden, frage ich Sie, ob Sie mir im Hinblick auf eine gesicherte
Dosenstromversorgung weiterhelfen können.
Ihr Prof. Alois Kattenhöfer
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Diese historischen Stromdosen fand Prof. Alois Kattenhöfer im Nachlaß seiner Großtante und stellte sie freundlicherweise unserem Dosenstrommuseum zur Verfügung.
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Sehr geehrter Herr Prof. Kattenhöfer,
herzlichen Dank für Ihre interessante Anfrage vom 12. März dieses Jahres.
Wie ich Ihrer Anfrage entnehme, haben Sie aufgrund einer intensiven
Heimrechner-Anwendung erhöhten Dosenstrombedarf. Zu Recht merken Sie
kritisch an, dass im Zuge der Strommarkt-Liberalisierung das
Dosenstromangebot in Deutschland knapp geworden ist. Es darf aber
eigentlich nicht sein, dass dadurch die Existenz Ihres renommierten
Institutes auf dem Spiel steht. Es ist meines
Erachtens ein stromwirtschaftlicher, ja gesellschaftlicher Skandal, dass
wir es offensichtlich in einem hochindustrialisierten Land wie
Deutschland nicht schaffen, den Dosenstrombedarf der Bevölkerung
hinreichend zu decken.
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Das Institut für angewandte Dosenstrom-Forschung in Essen
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Im Zuge der von Umweltminister Jürgen Trittin
betriebenen Einführung des Dosen-Pfands wird die Markt-Diskriminierung
von Dosen-Erzeugnissen von Regierungsseite forciert. Das führt dazu,
dass künftig immer weniger Anbieter den praktischen Dosenstrom in ihrem
Sortiment führen werden. Zeitgleich zu dieser dramatischen
Fehlentwicklung werden immer mehr Anwender auf konventionellen
Leitungsstrom umsteigen, so dass zumindest in Deutschland die Gefahr
besteht, dass in absehbarer Zeit der Dosenstrom-Markt ganz
zusammenbricht.
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Sie, verehrter Herr Prof. Kattenhöfer, können aber etwas
dagegen tun. Wir entwickeln derzeit an unserem im Aufbau befindlichen
"Institut für angewandte Dosenstrom-Forschung (InDoF)" einen Umbau-Kit
für elektrische Hausgeräte. Mit diesem Umbau-Kit, der voraussichtlich
noch in diesem Jahr in allen Obi-Heimwerker-Märkten erhältlich sein
wird, können auch Sie Ihre elektrischen Geräte bequem und preiswert
auf Dosenstrom-Versorgung umrüsten. Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie an
einer solchen Umrüstung grundsätzlich Interesse haben und ob Sie ggf.
bereit wären, mittelfristig vollkommen auf Dosenstrom umzusteigen. Wir
verhandeln in Essen gerade mit einem Bussines-Angel und verschiedenen
Geldinstituten, ob und inwieweit Bereitschaft besteht, Venture-Capital
für eine hochmoderne Dosenstrom-Abfüllanlage in Essen zur Verfügung
zu stellen. Bei einer positiven Entscheidung werden wir die Anlage bauen
und ein Start-up für die Dosenstrom AG (DOAG) bzw. ein Börsengang ist
für 2002 vorgesehen. Damit haben wir ein ganz phantastisches Entree für
den Neuen Markt mit positiven Prognosen von Analysten.
Kurzum, verehrter Herr Professor, es tut sich was in Sachen Dosenstrom.
Wir hoffen, dass wir durch unsere Aktivitäten die Marktdynamik für
Dosenstrom in Deutschland neu entfalten können. Durch kundenorientiertes
Marketing wollen wir erreichen, dass in den nächsten fünf Jahren über
zwei Millionen deutsche Haushalte Dosenstrom-Kunden werden.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Wolfgang Sauberzweig
Sehr geehrter Dr. Sauberzweig,
mit großem Interesse habe ich Ihre Aktivitäten auf dem Dosenstromsektor zur
Kenntnis genommen. An dem von Ihnen in Aussicht gestellten Umbau-Kit bin ich
außerordentlich interessiert. In diesem Rahmen wäre dann auch eine
Umstellung der Kaffeemaschinen in unserem Institut (insgesamt 34 Stück) auf
Dosenstrom möglich. Damit wären dann wohl auch die leidigen Beschwerden
unserer Damen aus der EDV-Abteilung über die anhaltend schlechte Qualität
des Institutskaffees endlich zum Schweigen zu bringen.
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Ihr Startup-Unternehmen und der geplante Börsengang sind unbedingt zu
unterstützen. Ich möchte Ihnen daher anbieten, Ihr Anliegen über die
Heimseite unseres Instituts zu promoten. Sie wird von vielen Freunden
keuscher Farbgestaltung aufgerufen, die ja von daher schon eine natürliche
Affinität zu keuschem Dosenstrom mitbringen. Bitte sprechen Sie mich
bei Interesse Ihrerseits an. Ich könnte Ihnen die volle Unterstützung
unserer Fachabteilung EDV zusichern.
Zum Schluß noch eine Frage: Sehen Sie Chancen, daß unser Institut den
Stromanschluß bei unserem örtlichen Netzbetreiber kündigen und ganz auf die
umweltfreundliche und dezentrale Dosenstromversorgung umstellen könnte?
Genügend Lagerkapazität in den Kellerräumen des Instituts wäre vorhanden.
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Aufgebrauchte Stromdosen im Keller des Kattenhöfer-Instituts
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Soweit mein laienhaftes Verständnis es zuläßt, sehe ich zumindest keinerlei
Hindernisse im Energiewirtschaftsgesetz oder in der neuen
Verbändevereinbarung. Auch die neueste Rechtsprechung zum
Stromanbieterwechsel scheint mir keinerlei Handhabung zu bieten, eine
vollständige Dosenstromversorgung zu untersagen. Interessant wäre es in
diesem Zusammenhang zu erfahren, ob bei der Trennung vom Netz gezahlte
Baukostenzuschüsse zumindest teilweise zurückgefordert werden könnten. Dies
würde der Wirtschaftlichkeit einer Dosenstromversorgung zweifellos zugute
kommen.
Mit Hochachtung
Prof. Alois Kattenhöfer
Sehr geehrter Herr Prof. Kattenhöfer,
In einem Schreiben vom 22. März reklamierten Sie die schlechte Qualität Ihres
Institutskaffees. Das ist in der Tat ein großes Problem, und ein Lösungsweg aus
diesem Jammertal zu finden, ist allemal den Schweiss der Edlen wert.
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Eine der 34 Kaffeemaschinen aus dem Alois-Kattenhöfer-Institut
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Aber ich habe eine gute Nachricht für Sie: Gegen die anhaltend schlechte
Qualität Ihres Institutskaffees kann etwas getan werden. Unsere Forschungen
haben nämlich ergeben, dass zwischen der Qualität des Kaffeearomas und der
Qualität des beim Kaffeeaufbrühen benutzten Stroms mit hoher Wahrscheinlichkeit
ein direkter Zusammenhang besteht. Genauer gesagt, handelt es sich um eine
Unverträglichkeit zwischen Bohnenkaffee und herkömmlichem Leitungsstrom. Da bei
letzterem direkter Kontakt zum Kraftwerk besteht, wirken Intervall-Ladungen und
gewisse Kohärenz-Brücken, die durch die Blindstromleistung Ihrer Kaffeemaschine
auftreten können, direkt negativ auf die Aromaleistung Ihres Bohnenkaffees.
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Anders formuliert: Durch gezielte Verwendung von reinem Dosenstrom können diese
Beeinträchtigungen erst gar nicht auftreten, da Dosenstrom bekanntermaßen keine
Intervall-Ladungen verursacht und Kohärenz-Brücken durch den Inselbetrieb der
Dosenstromversorgung vollständig ausgeschlossen sind. Also, auch beim
Kaffeekochen sollten Sie künftig auf Dosenstrom umsteigen, dann klappt es auch
mit den Damen Ihrer EDV-Abteilung, die offensichtlich, wie ich den Fotos Ihrer
Home-Page entnommen habe, in ihrem Leben schon das ein oder andere Tässchen
Kaffee verputzt haben dürften....
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Weiter zur Sache: Bitte erlauben Sie mir bei dieser Gelegenheit ein Thema
anzusprechen, das in unserem Institut derzeit immer noch einer strikten
Geheimhaltung unterliegt. Da ich aber davon ausgehen kann, das Sie und Ihr
Institut diese Informationen bis auf weiteres vertraulich behandeln werden, kann
ich Ihnen folgendes mitteilen:
Dosenstrom entpuppt sich immer mehr als Allround-Talent: Es gibt inzwischen
weltweit eine wachsende Zahl von Dosenstrom-Junkies. Diese lassen sich vom
Hausarzt oder von einem Heilpraktiker einmal im Monat 100 Watt Dosenstrom
intravenös einspritzen. Das hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit, allgemeine
Antriebsschwäche und sonstige Befindlichkeitsstörungen des
Herz-Kreislaufsystems. Selbstverständlich muß der medizinisch verwendete
Dosenstrom vorher desinfiziert werden.
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Mit Dosenstrom betriebene Kaffeemaschine
aus dem Institut für angewandte Dosenstrom-Forschung
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Am einfachsten geht das, indem der
Dosenstrom mit 100 ml Eigen-Urin aus dem Mittelstrahl vermischt wird. Der Urin
wirkt dabei nicht nur desinfizierend, sondern nutzt seine natürliche
Katalysatoreigenschaft. Bereits Konrad Adenauer soll auf diese regelmäßige
intravenöse Dosenstromgabe gesetzt haben. Meldungen, die immer noch über
Frischzellenkuren berichten, denen sich Adenauer angeblich unterzogen haben
soll, sind eine gezielt in die Welt gesetzte Legende. In Wirklichkeit hat
Adenauer schon vor über 50 Jahren von der medizinischen Heilwirkung des
Dosenstroms gewusst und hat deshalb konsequent und regelmäßig Dosenstrom
therapeutisch angewendet. Wie wäre er sonst auf die geniale Idee gekommen, ein
von innen beleuchtetes Stopf-Ei zu erfinden. Dreimal dürfen Sie raten, mit
welchem Strom Adenauer diese Stopfeier betrieben hat. Genau! Mit Dosenstrom!
Damit konnte er offensichtlich auch den Alterungsprozess seines Körpers
verzögern.
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Kannte sich mit Dosenstrom aus: Konrad Adenauer
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Historiker haben vor wenigen Jahren herausgefunden, das Konrad
Adenauers Altersvitalität hauptsächlich auf regelmäßige Dosenstrom-Kuren
zurückzuführen sind. Amerikanische Szenenkenner gehen davon aus, dass bereits
etwa drei Prozent der New-Yorker Börsen-Broker intravenöse Dosenstrom-User sind.
Besonders hoch ist in den letzten 12 Monaten die Umsteiger-Rate bei den
Eigen-Urin-Anwendern. Immer häufiger mischen sie flüssigen Dosenstrom in ihre
Einwegspritzen. Obwohl diese Zusammenhänge in Insider-Kreisen bekannt sind,
handelt es sich bei der medizinischen Heilwirkung des Dosenstroms immer noch um
eine Art von Geheimwissen, das bislang nur einigen Privilegierten auf unserem
Globus zugänglich gemacht werden konnte. Börsenkenner machen sogar für den
derzeitigen dramatischen Verfall der Aktienkurse die knappen Dosenstromangebote
der Weltmärkte verantwortlich.
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Kurzum: Wie Sie sehen, gibt es für uns viele gute Gründe, um das
Dosenstrom-Angebot auszuweiten. Unterstützen Sie deshalb bitte unsere Kampagne:
"Dosenstrom nicht nur für Reiche und Superreiche, Dosenstrom für alle!"
Ich hoffe auch im Namen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
dass Sie und Ihre gesamte Belegschaft Ihres Institutes (und nicht nur die kaffeeliebenden
Damen der EDV-Abteilung) unsere Aktion unterstützen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Sauberzweig
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