07.02.2003

Sehr geehrter Herr Dr.Sauberzweig,

Ihre Initiative kann ich grundsätzlich nur unterstützen. Ich möchte aber angesichts der steigenden Bedenken gegen ressourcenintensive und stromleitfähige Einwegverpackungen für leid- und leitfähige Stoffe anregen, Ihre Initiative auch auf Pfandbehälterstrom sowie bei seltenen Sorten mit hohen Lieferwegen wie z.B. Toskanischem Solarstrom auch auf Schlauch- und Faßstrom auszuweiten. Um die unverfälschte regionalspezifische Stromqualität aufrechtzuerhalten, sollten solche Gebinde auch stets mit Naturkorken veschlossen und ggf. wachsversiegelt sein. Für das preiswerte Teilsortiment haben sich PE-Schläuche wegen ihrer geringen Leitfähigkeit und ihres geringen Gewichts in der Vergangenheit als risokoarme Stromportionsumhüllungen erwiesen.

Bei den Pfandbehältern ist mir das zwar Risiko der Rückgabe teilentleerter Behälter mit verbliebenen Reststrommengen, die bei feuchter Witterung zu Kriechströmen an Händen und Armen der Leergutbehandler kitzeln können, bekannt. Ich glaube aber, daß bei steigender Nutzung von PET-Mehrwegflaschen diese Belästigungen minimierbar sind. Nur bei Großgebinden sollten die Fachkräfte aus Arbeitssicherheitsgründen stets mit Feldmessern ausgerüstet sein.

Bei Abfüllung von Windkraftstrom aus großen Gondelhöhen oder von Wasserkraftstrom direkt in Transportbehälter müssen zudem die Handlingaspekte berücksichtigt werden. Dosenverschlußmaschinen im Rucksack bis zur Gondel hinaufzutragen, ist eher unhandlich; hier sind Flaschen mit Schraubverschlüssen deutlich überlegen. Bei Wasserkraftstrom und Offshore-Windstrom sollten die Behälter zudem schwimmfähig sein, um im Havariefalle nicht verloren zu gehen.

Überhaupt scheint mir Ihr positiver Ansatz insofern noch ausbaufähig, als die unterschiedliche regionale Herkunft und Stromqualität des Dosenstroms marketingmäßig noch zu wenig in den Vordergrund gestellt wird. Wenn man überlegt, wie positive Assoziationen gerade in den nörlichen Ländern und im Winterhalbjahr allein die Vorstellung warmer Sonne südlicher Länder oder des angenehmen Rauschens sommerlicher Bergbäche verursacht, sehe ich noch große unausgenutzte Preisspielräume für Dosenstrom mit kontrollierter Lagen- und Primärenergiedeklaration, wie dies z.B. bei Weinen seit langem marketingmäßig erfolgreich genutzt wird.

Weiterhin möchte ich auch anregen, beim Marketing des Dosenstroms auch den Einspareffekt durch die (Wieder-) Verschließbarkeit der Dosen bzw. anderen Transportbehälter stärker werblich hervorzuheben. Während nahezu alle Kabelstrom-Steckdosen (ohne Kindersicherung) völlig ohne Auslaufschutz konstruiert sind und zu erheblichen Zapf- und Kleckerverlusten führen sowie nebenbei auch zu unerwünschter elektrostatischer Aufladung der nahen Fußbodenbereiche, können die meisten Stromeinwegbehälter nach Teilentleerung ordentlich verschlossen werden, sodaß kaum Verluste entstehen.

Als letztes schlage ich vor, Ihre fraglos wichtige politische Initiative noch um den Teilaspekt der Befreiung vom Dosenpfand für alle Stromdosen zu erweitern. Da Stromdosenbesitzer schon wegen der generellen Wiederbefüllbarkeit der Dosen diese nahezu niemals wegwerfen, ist hier ein Dosenpfand sachlich in keiner Hinsicht gerechtfertigt und stellt eher ein kontraproduktives hemmnis für diese wünschenswerte Form der netzunabhängigen Energieübertragung und der ökologischen Direktvermarktung von Positiv-Strömen dar.

Wie Sie sicher wissen, betreibe ich die Datenbank www.spargeraete.de. Leider sind nur wenige Spargeräte bisher Dosenstrom-tauglich. Sollten aber künftig verstärkt Dosenstrom-taugliche Modelle offeriert werden, werde ich gerne darauf hinweisen.

Mit freundlichem Gruß
Klaus Michael

Niedrig Energie Institut GbR
www.NEI-DT.de